Verloren im Betonrausch

Der Boden schwindet – Minute für Minute

Boden ist endlich. Und dennoch verschwindet er in der Schweiz in rasantem Tempo. Die aktuelle Schätzung des Bundesamts für Statistik (Stand 2024) zeigt: Rund 1 Quadratmeter Boden wird jede Sekunde verbaut.

Das klingt abstrakt? Dann rechnen wir es konkret:

  • 60 m² pro Minute – das ist in etwa 12 Parkplätze nebeneinander.
  • 3’600 m² pro Stunde – ein halbes Fussballfeld.
  • 86’000 m² pro Tag – fast zwölf Fussballfelder.
  • 31,5 Millionen m² pro Jahr – eine Fläche so gross wie das gesamte Stadtgebiet von Lugano.

Verlust von Biolandfläche
in der Schweiz 2025
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Diese Entwicklung ist nicht einfach “natürlicher Wandel”. Sie ist das Ergebnis von fehlender Flächenplanung, Zersiedelung und einem nahezu unbegrenzten Wachstumspfad, sowohl wirtschaftlich als auch demografisch.

Warum das zählt

Jeder verlorene Quadratmeter bedeutet weniger Platz für Ackerbau, Biodiversität, Wasserspeicherung und Kühlung in Zeiten der Klimakrise. Fläche ist unsere stille Ressource, und gleichzeitig unsere verletzlichste.

Der Boden als stille Ressource und warum sich für dieses Thema niemand auf die Strasse klebt

Man hört ihn nicht schreien, man sieht ihn nicht brennen, und er flackert auch nicht über die Abendnachrichten: der Boden. Und doch ist er eine der kostbarsten Ressourcen, die wir besitzen, und eine der gefährdetsten.

Jeder verlorene Quadratmeter Boden bedeutet konkret: weniger Raum für Ackerbau, weniger Lebensraum für bestäubende Insekten und Pflanzenvielfalt, weniger Wasseraufnahme, weniger natürliche Kühlung. Gerade in Zeiten der Hitzesommer, zunehmenden Extremwetterereignisse und wachsender Lebensmittelabhängigkeit wird klar: Unser Boden arbeitet für uns, aber still.

Und dann ist da noch die Kohlenstoffbindung: Böden speichern gewaltige Mengen an CO₂. Werden sie versiegelt, verlieren sie diese Fähigkeit. Das bedeutet, dass jeder neue Parkplatz, jedes neue Gewerbegebiet, jede weitere Zersiedlung nicht nur Flächen, sondern auch Klimaschutz kostet. Versiegelter Boden schluckt nichts, er stösst ab: Hitze, Wasser, CO₂.

Aber anders als bei brennenden Wäldern oder schmelzenden Gletschern fehlt das dramatische Bild. Kein Feuer, kein Eis, kein Spektakel. Nur ein verschwundener Quadratmeter nach dem anderen. Minute für Minute.

Fläche ist unsere stille Ressource. Und gleichzeitig unsere verletzlichste.
Was untergeht, verschwindet leise, aber die Folgen werden laut: durch steigende Temperaturen in unseren Städten, durch schwindende Ernten, durch Wassermangel und durch eine Zersiedelung, die uns alle teuer zu stehen kommt.

Und vielleicht liegt genau darin das Problem: Für den Boden geht niemand auf die Strasse.
Dabei ist er buchstäblich das, worauf alles steht: unser Fundament und unsere Lebensgrundlage.

Quelle:

Bundesamt für Umwelt (BAFU). (2023). Netto-Null-Bodenverbrauch – Warum wir den Boden besser schützen müssen. Abgerufen am 20. Mai 2025, von https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/boden/dossiers/internationaler-tag-der-boeden-2023/netto-null-bodenverbrauch.html

Bundesrat. (2020). Bericht über die Kohlenstoffsequestrierung in Böden – Grundlagen, Potenziale und Handlungsmöglichkeiten in der Schweiz. Abgerufen am 20. Mai 2025, von https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/76407.pdf