Nationaler Landes-Defizit-Tag 2025

Ab wann lebt welches Land auf Pump?

Am 7. Mai 2025 war in der Schweiz Landes-Defizit-Tag. Das ist der Tag, an dem wir bereits alle natürlichen, erneuerbaren Ressourcen verbraucht haben, die unser Land für dieses Jahr bereitstellen kann. Ab jetzt leben wir rein rechnerisch auf Kosten der Natur. Oder anders gesagt: Wir machen Schulden bei unserem Planeten.

Was bedeutet das konkret?

Die Berechnung dieses Tages basiert auf zwei Kennzahlen:

• Ökologischer Fussabdruck: Wie viele Ressourcen wir verbrauchen.
• Biokapazität: Wie viele Ressourcen unsere Natur nachhaltig zur Verfügung stellen kann.

Beide Werte werden in sogenannten globalen Hektaren (gha) angegeben: das ist eine Fläche von einem Hektar mit durchschnittlicher weltweiter biologischer Produktivität.

Die Schweiz verfügt aktuell über rund 9.84 Millionen globale Hektaren Biokapazität. Bei einer Bevölkerung von 9.12 Millionen Menschen entspricht das 1.08 gha pro Kopf. Unser ökologischer Fussabdruck liegt aber bei 3.58 gha pro Kopf. Wir verbrauchen also mehr als das Dreifache dessen, was unser eigenes Land hergibt.

Global gesehen: Wir bräuchten fast drei Erden

Laut Global Footprint Network würden wir 2.87 Planeten brauchen, wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie wir in der Schweiz. Die offizielle Berechnung stellt dabei unseren Fussabdruck der weltweiten Biokapazität gegenüber, also so, als hätten wir ein Anrecht auf Ressourcen anderer Länder. Solange wir sie uns leisten können, funktioniert das. Doch ethisch und langfristig ist das fragwürdig.

Wenn wir hingegen nur auf unsere eigene Biokapazität schauen, ergibt sich ein anderes Bild: Dann bräuchten wir 3.3-mal die Schweiz, um unseren Lebensstil nachhaltig zu decken. Der Landes-Defizit-Tag würde in diesem Szenario schon auf den 19. April 2025 fallen, ganze 18 Tage früher.

Globale Hektaren pro Person

Woher kommt der übermässige Ressourcenverbrauch?

Der grösste Teil – 64 % oder 2.3 gha pro Person, stammt aus dem Verbrauch von Brenn- und Treibstoffen. Hier gibt es durchaus Hoffnung: Seit 2010 ist dieser Anteil um 36 % gesunken, unter anderem dank effizienterer Technologien.

Und wenn wir den CO₂-Verbrauch weglassen?

Selbst wenn man den CO₂-Anteil ignoriert, bleibt ein deutliches Defizit bestehen. Das bedeutet: Auch ohne Treibhausgase verbrauchen wir mehr Natur, als sich erneuern kann.

Was können wir tun?

Um die Biokapazität pro Kopf rechnerisch zu erhöhen, spielt die Bevölkerungszahl eine zentrale Rolle. Zumindest, wenn wir nur die inländischen Ressourcen betrachten. Mit weniger Menschen gäbe es rechnerisch mehr Fläche pro Kopf. Doch die Schweiz ist keine Insel: Ein grosser Teil unseres ökologischen Fussabdrucks fällt im Ausland an, durch Importe von Nahrungsmitteln, Energie und Konsumgütern.

Fazit: Der Landes-Defizit-Tag zeigt nüchtern: Unser Ressourcenverbrauch liegt über der Systemgrenze. Wer weiterhin glaubt, unbegrenztes Wachstum sei dauerhaft stabilisierbar, ignoriert die Grundlogik jedes tragfähigen Systems.


Quellenangabe: https://www.overshootday.org/newsroom/country-overshoot-days/

Roland Schmutz, Präsident ecologie suisse